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Vom Berater zum CEO – Warum Consulting nach wie vor ein Karrieresprungbrett ist

Eine große Herausforderung innerhalb der Mobilitätswende ist das Verhältnis des individuellen Verkehrs zum Publikumsverkehr. Ein Konzept, das sich zunehmend etabliert, ist das Ridepooling.

Sascha Meyer ist seit Mitte 2022 CEO bei MOIA, einem der führenden Anbieter. Zuvor arbeitete er als Berater bei der Cassini Consulting AG. Mit Benjamin Wittekind (Zum Linkedin-Profil) spricht er im Interview über die Ziele des Unternehmens und seinen eigenen Weg vom Berater auf den Chefsessel.


Herr Meyer, Sie sind seit Sommer letzten Jahres CEO von Deutschlands bekanntestem Ridepooling-Anbieter. Was zeichnet MOIAs Service aus?

Wir sind ein Technologieunternehmen von Volkswagen, das Mobilitätsdienstleistungen für Städte und öffentliche Verkehrsbetriebe entwickelt. Aktuell fokussieren wir uns auf Ridepooling. Durch die Bündelung von Fahrten von Menschen, die in die ungefähr gleiche Richtung wollen, wollen wir Städte dabei unterstützen, ihre Verkehrsprobleme wie Luftverschmutzung, Staus, Lärm und Platzmangel besser in den Griff zu bekommen und ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Dafür haben wir seit 2017 die gesamte Ridepooling-Wertschöpfungskette entwickelt. Dazu gehört neben unserer eigenen Software und App zum Beispiel auch das Fahrzeug- und Flottenmanagement. Der Ansatz von MOIA greift da, wo der klassische öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) an seine natürlichen Grenzen stößt: Mit unserem Service bieten wir eine Mobilitätsoption, die sich in Sachen Flexibilität, Komfort und Verfügbarkeit mit dem eigenen Pkw messen kann – und den ÖPNV optimal ergänzt.

Wir sehen uns dabei als Partner der Städte und des öffentlichen Personennahverkehrs und als ein Teil der Verkehrswende, die nur gemeinsam gelingen kann. Unser Ridepooling-Service hat sich in den letzten Jahren zu einem festen Bestandteil der urbanen Mobilität in Hamburg und Hannover entwickelt und verzeichnet eine stetig wachsende Nutzerzahl. In Hamburg sind wir zudem seit Beginn des Jahres als Teil des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) genehmigt.

Der Trend zur Shared Mobility revolutioniert gerade die Art, wie sich Menschen von A nach B bewegen. Was sind die Auslöser?

Das durchschnittliche Verkehrstempo in europäischen Großstädten sinkt kontinuierlich; gleichzeitig steigt dazu das Bedürfnis der Menschen nach Mobilität. Unsere Verkehrsnetze werden jedoch ein weiteres Wachstum von motorisiertem Individualverkehr in seiner heutigen Form nicht mehr mitmachen, soviel steht fest – das Limit ist längst erreicht. Die Städte erkennen weltweit die Notwendigkeit, ihren Verkehr effizienter und klimafreundlicher zu gestalten.

Verschiedene Studien verdeutlichen, dass sich das Mobilitätsverhalten der Menschen grundlegend ändert, wenn sie ihr privates Fahrzeug zurücklassen oder sogar ganz darauf verzichten. In der Folge nutzen sie vor allem öffentliche Verkehrsmittel und reichern ihre Mobilität durch andere Angebote wie Ridepooling, Carsharing, Taxis oder auch Scooter-Sharing an.

Welches Potenzial steckt darin für Unternehmen der New Mobility wie MOIA?

Eine Voraussetzung für die Verkehrswende ist der flächendeckende Ausbau von bedarfsgerechten und gleichzeitig klimaschonenden Mobilitätsdiensten in Ergänzung zu einem starken öffentlichen Massentransit auf der Schiene. Wir bei MOIA sind davon überzeugt, dass Ridepooling wesentlich dazu beiträgt, die urbane Mobilität zu verbessern, den innerstädtischen Verkehr zu reduzieren, die Sicherheit zu erhöhen und die Städte lebenswerter zu machen. 

Mit Blick auf die Zukunft wird Autonomes Fahren die entscheidende Rolle spielen. Um Ridepooling flächendeckend in Städten anbieten zu können, brauchen wir große Flotten an Fahrzeugen. Und dies ist operativ und wirtschaftlich nur möglich, wenn wir autonom werden. Dass dies keine ferne Zukunftsmusik ist, sehen wir in Hamburg: Hier erproben und entwickeln wir bereits gemeinsam mit Volkswagen Nutzfahrzeugen in einem Pilotprojekt autonomes Ridepooling. Das Ziel ist es, bis 2025 ein autonom fahrendes, international skalierbares Ridepooling-System auf die Straße zu bringen.

Bevor Sie 2017, damals als CPO, zu MOIA kamen, waren Sie fast sieben Jahre in der Beratung. Was verbinden Sie mit dieser Zeit?

Vor meiner Zeit bei MOIA habe ich mehrere Jahre als Unternehmensberater DAX-Unternehmen und Startups beim Aufbau digitaler Strategien und Produkte beraten. Meine berufliche Station in der Beratung brachte mir einen vielfältigen Einblick in diverse Unternehmen und die Möglichkeit, wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die mir auch heute bei MOIA zugutekommen.

Beispielsweise habe ich gelernt, was bei digitalen Geschäftsmodellen funktioniert und welche organisatorischen Rahmenbedingungen dafür benötigt werden. Von diesem Wissen zehre ich noch immer, sodass ich äußerst positiv auf meine Zeit in der Beratung blicke.

Viele Berater*innen gehen einen ähnlichen Weg wie Sie, wechseln irgendwann die Seite. Was hat Sie damals gereizt, diesen Schritt zu gehen?

Ab einem gewissen Punkt wollte ich nicht mehr nur meine Erkenntnisse teilen, sondern das gesammelte Know-how selbst in die Praxis testen. Zwischen Slide-Shows und der Realität liegt eine erhebliche Distanz. Mit MOIA haben wir eine effektive und resiliente Organisation geschaffen, die mit viel Herzblut und Begeisterung ein tolles Produkt auf die Straße bringt – und es stetig für unsere Kunden weiter optimiert.

Jedes Mal, wenn ich unseren Ridepooling-Service auf der Straße in Hamburg oder Hannover sehe, fühle ich mich in meinem damaligen Schritt bestätigt.

Zurück zum Consulting: Welche Fähigkeiten braucht es heute, um als Berater*in erfolgreich zu sein?

Für mich ist die „geistige“ Unabhängigkeit in der Beratung essenziell. Ich muss mich als Berater*in reflektieren können und meine Erkenntnisse in eigene Überzeugungen übertragen. Fachlich gesehen, ist ein breites technologisches Wissen heute unabdingbar.

Ich benötige ein Verständnis von Daten, der digitalen Umsetzung sowie von Architekturen, um Unternehmen reichhaltig beraten zu können.

Schließlich ist auch die soziale Komponente wichtig. Die Vernetzung und er ehrliche Austausch mit Experten über die eigene Beratungswelt hinaus hilft zu verstehen, was in der Praxis möglich ist und was nicht.

Und welche, damit der Wechsel auf Industrieseite langfristig glückt?

Als Berater*in sollte man sich bewusst sein, dass das reine Methodenwissen nicht ausreichen wird. Um ein motiviertes Team zu führen, die notwendigen Organisationsstrukturen und Prozesse in der Praxis zu schaffen, braucht es die Fähigkeit, auch konkrete Umsetzungserfolge zu erzielen.

Dazu gehört auch, sich mit der Politik in komplexen Umfeldern auseinanderzusetzen.

Auf persönlicher Ebene kann ich nur mitgeben: Nimm dich selbst nicht zu ernst, sei authentisch und bleibe langfristig motiviert. Und habe einen realistischen Anspruch an dich und deine Arbeit – nicht alles, was man sich vornimmt, funktioniert auf Anhieb. Aber das wichtigste: Denke immer zuerst an die Menschen für die und mit denen du arbeitest.

Herr Meyer, ich danke Ihnen herzlich für unser Gespräch.


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Über Cyforwards:
Die Cyforwards GmbH bietet eine integrierte Personalberatung in den Themenschwerpunkten Executive Search und People & Organizational Development. Sie besetzt Führungs- und Fachpositionen überwiegend in der IT-Managementberatung. Der Fokus liegt auf den Branchen Public Sector & GovernmentTransportation & Mobility sowie Healthcare. Als Transformationsberater und -begleiter unterstützt Cyforwards Individuen und Organisationen, ihre Ziele zu erreichen und Potenziale zu entfalten. Benjamin Wittekind gründete das Unternehmen 2018 in München. 

Bild: eigenes

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